Geschäftsjahr 2020

  • Starker Nachfrageeinbruch im Geschäftsjahr 2020 aufgrund der COVID-19-Pandemie
  • Markterholung im zweiten Halbjahr 2020
  • Bestellungseingang von 640.2 Mio. CHF, Umsatz von 573.0 Mio. CHF, EBIT-Marge von -14.7% und Reingewinn von -15.7% des Umsatzes im Geschäftsjahr 2020
  • Erfolgreiches Krisenmanagement und konsequente Umsetzung der Strategie
  • Für das Geschäftsjahr 2020 keine Dividende beantragt
  • Ausblick – Markterholung setzt sich fort

Rieter schloss das Geschäftsjahr 2020 als Folge der COVID-19-Pandemie mit einem Umsatz von 573.0 Mio. CHF ab, was einem Rückgang von 25% gegenüber Vorjahr entspricht (2019: 760.0 Mio. CHF). Aufgrund des niedrigen Umsatzvolumens wurde auf Stufe EBIT ein Verlust von 84.4 Mio. CHF ausgewiesen und auf Stufe Reingewinn belief sich der Verlust auf 89.8 Mio. CHF. Angesichts des Verlustes im Geschäftsjahr 2020 schlägt der Verwaltungsrat den Aktionärinnen und Aktionären vor, auf die Ausschüttung einer Dividende für das Jahr 2020 zu verzichten.

Der Bestellungseingang lag mit 640.2 Mio. CHF im Geschäftsjahr 2020 um 31% unter Vorjahr (2019: 926.1 Mio. CHF). Nach dem deutlichen Nachfrageeinbruch im zweiten Quartal 2020 (45.7 Mio. CHF) erholte sich im dritten Quartal 2020 der Bestellungseingang (174.4 Mio. CHF) und verbesserte sich nochmals im vierten Quartal 2020 (215.1 Mio. CHF).

Das Unternehmen verfügte zum Jahresende 2020 über einen Bestellungsbestand von rund 560 Mio. CHF (31. Dezember 2019: rund 500 Mio. CHF).

EBIT, Reingewinn und Free Cashflow

Der Verlust auf Stufe EBIT belief sich im Geschäftsjahr 2020 auf 84.4 Mio. CHF, dies entspricht 14.7% vom Umsatz. Auf Stufe Reingewinn wurde ein Verlust von 89.8 Mio. CHF ausgewiesen, das heisst 15.7% bezogen auf den Umsatz. Der Verlust ist eine Konsequenz des niedrigeren Umsatzes von 573.0 Mio. CHF. Über Kurzarbeitsentschädigung, Abbau von Ferien- und Zeitguthaben sowie Gehaltsver­zicht konnte Rieter im 2020 rund 12 Mio. CHF an Kosten einsparen, was aber bei Weitem nicht ausreichte, um das fehlende Umsatzvolumen zu kompensieren.

Der Free Cashflow betrug -74.8 Mio. CHF im 2020 (2019: 42.3 Mio. CHF). Die Nettoliquidität reduzierte sich auf 41.3 Mio. CHF (31. Dezember 2019: 162.1 Mio. CHF). Die Eigenkapitalquote lag zum 31. Dezember 2020 bei 36.4% (Vorjahresstichtag: 47.8%).

Umsatz nach Regionen

Mit Ausnahme der Türkei und Afrika waren alle Regionen von der geringen Nachfrage als Folge der COVID-19-Pandemie betroffen. In der Türkei konnte Rieter dank des innovativen Leistungsangebotes von der Investitionsbereitschaft der Kunden profitieren und steigerte den Umsatz im Berichtsjahr um 83% auf 122.0 Mio. CHF. In den Asiatischen Ländern (ohne China, Indien und die Türkei) ging der Umsatz gegenüber Vorjahr um 37% auf 184.8 Mio. CHF zurück, in China um 32% auf 92.8 Mio. CHF, in Indien um 49% auf 50.8 Mio. CHF, in Nord- und Südamerika um 37% auf 66.4 Mio. CHF und in Europa um 7% auf 38.4 Mio. CHF. In Afrika konnte gegenüber Vorjahr ein Zuwachs von 11% auf 17.8 Mio. CHF verzeichnet werden.

Geschäftsbereiche

Der Umsatz des Geschäftsbereichs Machines & Systems lag im Jahr 2020 bei 295.8 Mio. CHF, was einem Rückgang gegenüber Vorjahr von 24% entspricht. Aufgrund des niedrigen Volumens und unter Berücksichtigung der Aufwendungen für das laufende Innovationsprogramm verzeichnete der Geschäftsbereich auf Stufe EBIT einen Verlust von 72.4 Mio. CHF. Der Bestellungseingang lag im Berichtsjahr bei 363.9 Mio. CHF (-35% gegenüber Vorjahr).

Der Geschäftsbereich Components erreichte mit einem Umsatz von 174.3 Mio. CHF (-24% gegenüber Vorjahr) auf Stufe EBIT vor Restrukturierungsaufwendungen einen Gewinn von 1.4 Mio. CHF. Nach Restrukturierungsaufwendungen betrug das EBIT -5.5 Mio. CHF. Der Bestellungseingang lag mit 169.1 Mio. CHF (-24% gegenüber Vorjahr) knapp unter dem Umsatz.

Der Geschäftsbereich After Sales erzielte einen Umsatz von 102.9 Mio. CHF (-27% gegenüber Vorjahr) und ein positives EBIT von 1.8 Mio. CHF. Der Bestellungseingang lag bei 107.2 Mio. CHF (-24% gegenüber Vorjahr). Über 60% der Spinnereien standen im zweiten Quartal 2020 still, mit entsprechenden Auswirkungen auf den Bedarf an Ersatzteilen.

Krisenmanagement

Bei Ausbruch der COVID-19-Pandemie im ersten Quartal 2020 hat Rieter ein umfassendes Krisenmanagement in Kraft gesetzt. An allen Rieter-Standorten weltweit wurden Schutzmassnahmen für die Mitarbeitenden umgesetzt, deren Wirksamkeit sich auch in stark von der Pandemie betroffenen Ländern – wie Indien oder der Tschechischen Republik – gezeigt hat.

Rieter hat grosse Anstrengungen unternommen, um Störungen in der Lieferkette zu vermeiden oder zu kompensieren und den Service im Feld sicherzustellen. Damit konnten die zugesagten Auslieferungen nahezu planmässig erfolgen und die Kunden weitgehend reibungslos unterstützt werden.

Zur Sicherstellung der Liquidität des Unternehmens hat Rieter zwischen März und November 2020 zusätzliche Kreditlinien in Höhe von insgesamt rund 130 Mio. CHF in Anspruch genommen. Im September 2020 hat Rieter den im Jahr 2014 ausgegebenen Bond in Höhe von über 100 Mio. CHF planmässig zurückgeführt und im August 2020 einen neuen Bond in Höhe von 75 Mio. CHF erfolgreich platziert.

Rieter hat unmittelbar nach Ausbruch der Pandemie auf die geringere Auslastung der eigenen Kapazitäten reagiert, die durch den Nachfrageeinbruch ausgelöst wurde. Neben dem Abbau von Ferien- und Zeitguthaben wurde an den Standorten in der Schweiz und in Deutschland Kurzarbeit beantragt und umgesetzt. An den anderen Rieter-Standorten wurden entsprechende Massnahmen im Einklang mit der Gesetzgebung des jeweiligen Landes implementiert. Damit hat sich Rieter die Fähigkeit erhalten, von der einsetzenden Markterholung zu profitieren.

Strategieumsetzung

Trotz der sehr schwierigen Lage hat Rieter im Geschäftsjahr 2020 weitere Fortschritte bei der Umsetzung der Unternehmensstrategie erreicht: Technologie- und Innovationsführerschaft, Lösungen für die installierte Basis und die ständige Verbesserung der Kostenposition.

Das laufende Innovationsprogramm stand im Zeichen der Markteinführung der neuen Produkte, die an der ITMA in Barcelona im Sommer 2019 vorgestellt wurden. Die Innovationen stiessen trotz der niedrigen Nachfrage weiter auf sehr positive Resonanz bei den Kunden, wie etwa die Umsatzsteigerung in der Türkei um 83%, aber auch die Erholung des Bestellungseingangs im vierten Quartal 2020 zeigen. Grössere Bestellungen gingen für die neue Karde C 80 und die neue Kämmma­schine E 90 ein. Die für 2021 geplanten Markteinführungen weiterer Innovationen wurden trotz der pandemiebedingten Schwierigkeiten weiter vorbereitet.

Der Rieter CAMPUS ist ein wichtiges Element der Innovationsstrategie von Rieter. Über den Beginn der Bauarbeiten wird in Abhängigkeit von der Geschäftslage entschieden.

Auch das Geschäft mit Lösungen für die installierte Basis auf Rieter-Maschinen, das die Geschäftsbereiche Components und After Sales vorantreiben, wurde trotz der Nachfrageschwäche aufgrund der COVID-19-Pandemie weiterentwickelt. So wurden die ersten grösseren Aufträge zur Nachrüstung von Rieter-Ringspinnmaschinen mit dem Anspinnroboter ROBOspin sowie den Kompaktierlösungen COMPACTdrum und COMPACTeasy von Kunden platziert.

Die Kostenposition von Rieter konnte ebenfalls weiter verbessert werden. Die im Januar 2020 angekündigten Massnahmen zur Kapazitätsanpassung an den euro­päischen Standorten, von denen insgesamt 180 Stellen betroffen waren, wurden im Laufe des Jahres 2020 wie geplant umgesetzt.

Dividende

Der Verwaltungsrat schlägt den Aktionärinnen und Aktionären aufgrund des Verlustes von 89.8 Mio. CHF auf Stufe Reingewinn im Geschäftsjahr 2020 vor, auf die Ausschüttung einer Dividende zu verzichten.

Veränderungen in der Konzernleitung

Carsten Liske, Leiter des Geschäftsbereichs Machines & Systems und seit 2015 Mitglied der Konzernleitung, ist Ende Februar 2021 aus der Konzernleitung ausge­schieden, um eine neue Aufgabe ausserhalb des Rieter-Konzerns zu übernehmen. Der Verwaltungsrat dankt Carsten Liske für seine langjährige erfolgreiche Tätigkeit sowie seinen grossen Beitrag zur Weiterentwicklung von Rieter und wünscht ihm in beruflicher und persönlicher Hinsicht für die Zukunft viel Erfolg und alles Gute.

Mit Wirkung zum 1. März 2021 hat der Verwaltungsrat der Rieter Holding AG Roger Albrecht zum Leiter des Geschäftsbereichs Machines & Systems ernannt und gleichzeitig in die Konzernleitung berufen. Roger Albrecht ist 38 Jahre alt und Schweizer Staatsbürger. Er ist Betriebsökonom FH und hat einen Master in Accounting and Finance der Universität St. Gallen. Roger Albrecht war von 2008 bis 2015 für die Hilti-Gruppe in Liechtenstein und Kanada tätig. Im Jahr 2015 übernahm er bei Rieter die Position des Business Group Controllers im Geschäftsbereich Components, von 2017 bis Ende Februar 2021 leitete er als Geschäftsführer die Spindelfabrik Suessen GmbH in Süssen (Deutschland).

Verwaltungsrat und Generalversammlung

An der 129. ordentlichen Generalversammlung vom 16. April 2020 haben die Aktionärinnen und Aktionäre allen Anträgen des Verwaltungsrats zugestimmt. Der Verwaltungsratspräsident Bernhard Jucker und die Verwaltungsratsmitglieder This E. Schneider, Michael Pieper, Hans-Peter Schwald, Peter Spuhler, Roger Baillod, Carl Illi und Luc Tack wurden für eine weitere Amtsdauer von einem Jahr bestätigt. Die zur Wahl stehenden Mitglieder des Vergütungsausschusses – This E. Schneider, Hans-Peter Schwald und Bernhard Jucker – wurden ebenfalls für eine Amtsdauer von einem Jahr wiedergewählt.

Ausblick

Rieter geht für 2021 von einer Fortsetzung der Markterholung aus, die im zweiten Halbjahr 2020 eingesetzt hat. Das Unternehmen rechnet für das erste Halbjahr 2021 mit einem Bestellungseingang über dem vorherigen Halbjahr (zweites Halbjahr 2020: 389.5 Mio. CHF). Dank der verbesserten Auslastung plant Rieter im ersten Halbjahr 2021 nur noch in wenigen Bereichen Kurzarbeit. Allerdings erwartet Rieter, wie bereits kommuniziert, für das erste Halbjahr 2021 einen Umsatz unterhalb der Gewinnschwelle. In Verbindung mit dem hohen Bestellungsbestand per Jahresanfang 2021 rechnet Rieter für das Gesamtjahr 2021 mit einem operativen Gewinn.

Dank

Im Namen des Verwaltungsrats und der Konzernleitung danken wir allen Rieter-Mitarbeitenden für ihren engagierten Einsatz unter den sehr schwierigen Bedingungen in dem von COVID-19 geprägten Geschäftsjahr 2020. Wir danken den Mitarbeitenden, die in Pandemiezeiten Geschäftsreisen realisiert und im Feld bei den Kunden gearbeitet haben, sowie für den Gehaltsverzicht zugunsten des Unternehmens. Das ist nicht selbstverständlich. Für ihre Loyalität gegenüber dem Rieter-Konzern gebührt unseren Kunden, Zulieferern und allen Geschäftspartnern, die ihrerseits wegen der Pandemie grosse Herausforderungen zu meistern haben, ein ganz besonderes Dankeschön. Den Rieter-Aktionären danken wir sehr herzlich für ihr Vertrauen und hoffen, sie im Jahr 2022 zur Generalversammlung wieder persönlich begrüssen zu können.

Kennzahlen

Mio. CHF20202019Veränderung
Rieter   
Bestellungseingang640.2926.1-31%
Umsatz573.0760.0-25%
EBIT vor Restrukturierungsaufwendungen -76.784.6 
EBIT-84.484.9 
- in % des Umsatzes-14.711.2 
Reingewinn-89.852.4 
- in % des Umsatzes-15.76.9 
Investitionen in Sachanlagen und immaterielle Anlagen28.631.6-9%
Bilanzsumme am 31.12.963.5983.0-2%
Eigenkapital vor Gewinnverwendung am 31.12.350.9469.6-25%
Personalbestand (ohne Temporäre) am 31.12.4 4164 591-4%
Geschäftsbereich Machines & Systems   
Bestellungseingang363.9562.8-35%
Umsatz295.8389.0-24%
EBIT vor Restrukturierungsaufwendungen-71.3-49.4 
EBIT-72.4-50.8 
- in % des Umsatzes-24.5-13.1 
Geschäftsbereich Components   
Bestellungseingang169.1222.0-24%
Umsatz174.3230.2-24%
Total Segmentumsatz229.6282.8-19%
EBIT vor Restrukturierungsaufwendungen1.411.0 
EBIT-5.510.7 
- in % des Segmentumsatzes-2.43.8 
Geschäftsbereich After Sales   
Bestellungseingang107.2141.3-24%
Umsatz102.9140.8-27%
EBIT vor Restrukturierungsaufwendungen1.423.5 
EBIT1.823.2 
- in % des Umsatzes1.716.5 
Rieter Holding AG   
Aktienkapital am 31.12.23.423.4 
Jahresgewinn16.219.0-15%
Dividende0120.1 
Anzahl Aktien, einbezahlt am 31.12.4 672 3634 672 363 
Durchschnittliche Anzahl Aktien im Umlauf (unverwässert)4 479 6374 496 460 
Aktienkurs (Höchst/Tiefst) in CHF138/75157/122 
Börsenkapitalisierung am 31.12.431.9623.4-31%
Angaben pro Aktie   
Unverwässerter Gewinn pro Aktie in CHF-20.0511.65 
Eigenkapital (Konzern) in CHF278.50103.84-24%
Dividende (Rieter Holding AG) pro Aktie in CHF0.0014.50-100%

1. Gemäss Antrag des Verwaltungsrats.
2. Anteil Eigenkapital (Konzern) Aktionäre der Rieter Holding AG pro Aktie im Umlauf am 31. Dezember.

Alternative Performancekennzahlen (APM)
Die Definitionen zu den verwendeten APM sind im Geschäftsbericht 2020 enthalten.

Telefonkonferenz für Medien und Investoren

Die Telefonkonferenz für Medien und Investoren findet heute, 9. März 2021, um 09.00 Uhr (MEZ) statt.

Einwahldaten:
Europa: +41 58 310 50 00
Grossbritannien: +44 207 107 06 13
USA: +1 631 570 56 13
China: +86 400 120 23 19
Indien: +91 446 688 60 46

Nächste Termine

Generalversammlung 2021: 15. April 2021
Halbjahresbericht 2021: 15. Juli 2021
Publikation Umsätze 2021: 26. Januar 2022
Frist für die Einreichung von Traktandierungsbegehren: 18. Februar 2022
Bilanzmedienkonferenz 2022: 9. März 2022
Generalversammlung 2022: 7. April 2022

Relindis Wieser

Head Group Communication
Klosterstrasse 32
8406 Winterthur
Switzerland

Über Rieter
Rieter ist der weltweit führende Anbieter von Systemen für die Kurzstapelfaser-Spinnerei. Das Unternehmen mit Sitz in Winterthur (Schweiz) entwickelt und fertigt Maschinen, Systeme und Komponenten für die Verarbeitung von Naturfasern und synthetischen Fasern sowie deren Mischungen zu Garnen. Rieter ist der einzige Anbieter weltweit, der Prozesse für die Spinnereivorbereitung und sämtliche vier am Markt etablierten Endspinnverfahren abdeckt. Zudem ist Rieter führend im Bereich der Präzisionsspulmaschinen. Das Unternehmen ist mit 15 Produktionsstandorten in zehn Ländern vertreten und beschäftigt weltweit rund 4 420 Mitarbeitende, davon etwa 21% in der Schweiz. Rieter ist an der SIX Swiss Exchange unter dem Tickersymbol RIEN kotiert. www.rieter.com

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